Page 24 - Die Oktober/November 2024 Ausgabe von 2700 Das Citymagazin
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 Nachhilfe bleibt Teil der Schule in Österreich
Seit 14 Jahren führt die Arbeiterkammer das Nachhilfebarometer durch. Durch die Beobachtung in diesem langen Zeitraum wird deut- lich, dass privat finanzierte und organisierte Nachhilfe fester Bestand- teil des österreichischen Schulsystems ist und keine Ausnahme. In dieser Zeit ist der Nachhilfebedarf deutlich angewachsen.
Das lässt sich größtenteils auf die steigende Gratis-Nachhilfe zurück- führen, der hohe Anteil bezahlter Nachhilfe konnte damit über die Jahre aber nicht gesenkt werden. Besonders deutlich ist die Entwick- lung, die sich an den Angaben der Eltern von jüngeren Schüler:innen zeigt. Denn in den Volksschulen steigt der Druck nachweislich und Nachhilfe ist auch dort keine Ausnahme mehr.
Nachhilfe für viele Familien nicht leistbar
Quelle: AK Österreich, Schulkostenstudie 2024, Basis: Eltern die sich Nachhilfe für ihre Kinder gewünscht hätten, N = 224
Rund die Hälfte aller Schüler:innen in Österreich erhielt Nachhilfe im Schuljahr 2024
Quelle: AK Österreich, Schulkostenstudie 2024
Klassische sowie Online-Nachhife hat stark zugelegt* (Anteile der Schüler:innen in %)
Bildung und Kinderarmut
Die Volkshilfe kämpft seit vielen Jahren gegen Kinderarmut, die sich auch in der Bildung deutlich zeigt. Um armutsbetroffene Kinder in diesem Bereich zu unterstützen, werden unterschiedliche Projekte umgesetzt. Die Gründe, warum hier überhaupt Unterstützung not- wendig ist, hat die Volkshilfe in folgenden Punkten zusammengefasst:
• Die Bildungsmobilität zwischen den Generationen ist in Österreich schwach ausgeprägt. Es hängt stark von der sozialen Herkunft ab, welchen höchsten Aus-/Bildungsabschluss Kinder und Jugendliche erhalten.
• Kinder aus akademischen Haushalten haben eine 7-fach höhere Chance auf einen Hochschulabschluss
• Im Schnitt braucht es in Österreich bis zu 5 Generationen, um aus der Armut herauszukommen.
• Armutsbetroffene Kinder haben schlechtere Lernbedingungen. Sie wohnen statistisch gesehen häufiger in überbelegten Wohnungen. Die Wohngröße wirkt sich darauf aus, ob Kinder einen eigenen Schreibtisch haben und die Möglichkeit, Hausaufgaben in Ruhe und in einer konzentrationsfördernden Umgebung zu erledigen. Dazu gehören auch die Helligkeit und Lautstärke der Umgebung, sowie die technische Ausstattung. In all diesen Feldern sind armutsbetrof- fene Kinder benachteiligt, was nachhaltig auf ihren Lernerfolg wirkt. • Auch, wenn die allermeisten Kinder und Jugendlichen kein Schul- geld bezahlen, ist die Schule in Österreich nicht kostenfrei. € 3.268 mussten Eltern in Niederösterreich durchschnittlich für den Schul- besuch ihrer Kinder im Schuljahr 2023/2024 ausgeben
• Vor allem für Eltern mit niedrigem Einkommen ist das eine Belas- tung, machen diese Schulkosten immerhin bereits 15 % ihres Haus- haltseinkommens aus. Bei der letzten Studie vor drei Jahren waren es noch 12 %.
• 50.000 von 255.000 Kindern unter 15 Jahren sind in Niederöster- reich armuts- oder ausgrenzungsgefährdet (20 %)
  kinderarmut-abschaffen.at Quellen: Statistik Austria, Arbeiterkammer, Volkshilfe
    Quelle: AK Österreich, „Wenn Sie an das laufende Schuljahr seit Herbst 2023 denken – haben Ihre Kinde Nachhilfe er- halten bzw. erhalten sie derzeit Nachhilfe?
24 | Business
 In Niederösterreich bietet die Volkshilfe NÖ ein Lernservice, das auch armutsgefährdete Kinder und Jugendliche unterstützt. Je nach Einkommen werden bis zu 100 % der Kosten der Lernhilfe übernommen.
„Wir wollen mit Bildung die Armuts- spirale nach unten durchbrechen und helfen Kinderarmut abzuschaffen“, betont Geschäftsführer der Volks- hilfe NÖ / SERVICE MENSCH GmbH Mag.(FH) Gregor Tomschizek.
Österreichweit gibt es den Bildungs- fonds, der armutsgefährdete Familien finanziell bei Schulkosten und außerschulischen Aktivitäten unter- stützt (Kosten für Unterrichtsmaterial, Laptop/PC, Nachhilfe, Unterstützung bei erhöhtem Förderbedarf u.v.m.).
 












































































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